Im Ausland zu studieren und zu arbeiten bedeutet, sich neuen Kulturen anzupassen. Diese Erfahrung hat auch Samantha Thompson gemacht, als sie für ihren Bachelor von Brasilien nach Deutschland kam. Im Interview erzählt sie, wie sie die deutsche Arbeitskultur wahrgenommen hat, worin sie die größten Unterschiede zur brasilianischen Arbeitsmentalität sieht und wie sie von ihren internationalen Erfahrungen in ihrem heutigen Job bei Deloitte profitiert.




Samantha, du hast während deines Bachelor-Studiums in Deutschland gearbeitet. Was hast du genau gemacht?

Ich war als Werkstudentin bei thyssenkrupp im Rahmen des MAX-Projekts, einem globalen Aufzugsprojekt für eine vorausschauende Wartungslösung (IoT), tätig. Meine Hauptaufgaben waren die Unterstützung der Teams aus den USA, den Niederlanden und Spanien bei der Rechnungsverwaltung, der Kostenzuordnung und der Lieferkettenprognose sowie die Unterstützung des Kommunikationsflusses zwischen dem deutschen und dem brasilianischen Team.


Was würdest du sagen, welche Qualifikationen schätzen deutsche Arbeitgeber am meisten?

Meiner Erfahrung nach suchen deutsche Arbeitgeber nach engagierten und detailorientierten Mitarbeitern.


Was waren die größten Herausforderungen für dich während deiner Zeit in Deutschland?

Die größte Herausforderung bestand für mich darin, mich an die Kultur des „direkt zur Sache Kommens“ zu gewöhnen. Ich komme aus einer Kultur, die dazu neigt, Feedback abzuschwächen, daher war ich eine direkte Kommunikation nicht gewohnt.


Wie hast du die deutsche Arbeitskultur im Vergleich zur brasilianischen erlebt?

In Brasilien herrscht in den Unternehmen in der Regel ein Arbeitskräftemangel, der lange Arbeitszeiten, die Notwendigkeit, viele Dinge gleichzeitig zu tun, und den „Allrounder“, also jemanden, der verschiedene Dinge tun und sich sehr schnell anpassen kann, fördert. In Deutschland hingegen wird meiner Erfahrung nach ein Spezialist mehr geschätzt, jemand, der eine bestimmte Tätigkeit wirklich gut ausführen kann.

Auch die Planung im Allgemein ist ganz anders. Ich habe das Gefühl, dass Unternehmen in Brasilien zwar dazu neigen, einen Plan zu entwerfen, es aber viel wichtiger ist, so früh wie möglich damit anzufangen und während der Umsetzung Anpassungen vorzunehmen, als zu versuchen, alle Hürden, auf die das Team stoßen könnte, vorherzusehen bevor sie tatsächlich eintreten. In Deutschland wird hingegen auf eine sorgfältige Planung großen Wert gelegt, die manchmal länger dauern kann als das eigentlich Projekt.


Nach deinem Bachelor-Abschluss an der ISM hast du angefangen, bei Deloitte in São Paulo zu arbeiten. Wie sieht deine Tätigkeit dort aus?

Ich habe im März 2018 als Risk Advisory Trainee angefangen und bin seitdem viermal befördert worden. Als Internal Audit Senior Consultant bin ich für die Entwicklung eines Prüfplans der internen Revision für das jeweilige Projekt, die Verteilung und Verwaltung von Aufgaben unter den Teammitgliedern, die Durchführung von Prüfungen der Innenrevision (IA), die sich auf die Ermittlung von unternehmenskritischen Risiken konzentrieren, und die Berichterstattung über die endgültigen Ergebnisse und Empfehlungen zuständig.


Inwieweit profitierst du in deiner jetzigen Position vom Studium an der ISM?

Während meiner Zeit an der ISM konnte ich mein Englisch und Spanisch verbessern, was es mir ermöglicht, nicht nur in inländischen Projekten zu arbeiten, sondern auch in Projekten in Argentinien, Kolumbien und Mexiko. Ich glaube, dass praxisnahe Kurse, wie das Beratungsprojekt, den Studierenden ein besseres Verständnis für die Funktionsweise des Marktes vermitteln und ihnen einen Einblick in die reale Arbeitswelt geben.